Bücher sind Schnäppchen

2016-08-24 buecher-sind-schnaeppchen v01

Erst spät habe ich meine Leidenschaft für Bücher entdeckt. Das hätte ich mir früher nicht vorstellen können. Ich weiß noch genau, wie zeitaufwändig mir die Lektüre eines ganzen Buches damals erschien. Mir war nicht bewusst, dass einerseits auch dicke Bücher in der Regel nicht mehr als vier bis acht Stunden benötigen und andererseits gerade die etwas längere Zeit einer der großen Vorteile des Lesens ist. Ein Buch liest man im eigenen Tempo. Da man in der Regeln in Etappen liest, hat man Tage lang Zeit, das Gelesene wirken zu lassen und sich zu merken.

In der Tim Ferriss Show betonen regelmäßig sehr erfolgreiche Menschen, wie einflussreich Bücher auf Ihre Leben waren. Besonders Sachbücher vermitteln viel Wissen und haben das Potential, das eigene Leben maßgeblich zu verändern. In Erinnerung geblieben ist mir die Empfehlung1, pro Jahr mindestens ein Sachbuch über ein neues Thema von persönlichem Interesse zu lesen. Auch Seth Godin betont, dass Bücher echte Schnäppchen sind, was ihn dazu verleitet, unzählige Bücher zu bestellen und zu sammeln. Naval Ravikant gibt den Tipp, Bücher wie Blogs zu behandeln und den Anspruch abzulegen, ein Buch von der ersten bis zur letzten Seite lesen zu müssen. Man solle sich erlauben zu blättern, mittendrin anzufangen, Seiten zu überspringen und Bücher jederzeit unvollendet wegzulegen, wenn man das Interesse verliert. Der Spaß am Lesen sei viel wichtiger als die Disziplin, sich durch Bücher zu quälen.

Ich teile alle diese Meinungen und kann noch hinzufügen, dass obwohl ich Bücher auf dem Kindle lese2, gute Bücher in der Regel nach dem Lesen zusätzlich als gebundene Ausgabe bestelle. Das physische Exemplar stelle ich dann sichtbar in der Wohnung auf, so dass ich mich noch über Wochen an den Inhalt erinnere. Gebundene Bücher kann man oft erschreckend günstig als gebrauchtes oder Mängelexemplar3 in sehr guter Qualität bei Amazon bestellen.

Bildquelle: Michael Ramey via Unsplash


  1. Ich glaube, von Kevin Kelly
  2. Hauptsächlich aufgrund der einfachen Möglichkeit, nützliche Passagen zu markieren und zu exportieren
  3. Teilweise erhält man für unter 5 Euro (inklusive Versand) ein gebundenes Exemplar in hervorragender Qualität aus den USA. Ich verstehe nicht, wie sich das für die Verkäufer rechnet. 

Maslow’s Pyramide

Als mir die Maslowsche Bedürfnisspyramide in einer Marketing-Vorlesung vorgestellt wurde, war mir nicht bewusst wie relevant dieses Konzept für jeden von uns ist. Auf der ersten Blick klingt alles logisch und einfach. Maslow beschreibt in Pyramidenform mehrere Ebenen menschlicher Bedürfnisse, die aufeinander aufbauen. Ganz unten als Basis physiologischen Bedürfnisse des Körpers, genügend Sauerstoff, Nahrung, Wärme und Schlaf. Auf der nächsten Ebene Schutzbedürfnisse für sich und seine Familie, zum Beispiel Sicherheit vor den Naturgewalten. Es folgen soziale Bedürfnisse, wie Liebe und Freundschaft, gefolgt von Individualbedürfnissen, wie Freiheit, Anerkennung und Stärke. Auf der obersten Ebene steht die Selbstverwirklichung, die beschrieben wird als der Versuch, sein persönliches Potential vollends auszuschöpfen. Tony Robbin’s Six Human Needs sind stark davon beeinflusst.

Es ist ein wichtiges Detail, das ich zunächst übersehen hatte, dass Menschen, sobald sie eine Ebene der Pyramide erreicht haben, unbewusst und automatisch dazu übergehen, die nächste Ebene anzustreben. Dieser Drang bzw. Automatismus kann dabei helfen, das eigene Verhalten und die Motivation von Menschen um uns herum, zu erklären. Personen denen es eben noch ausreichte das eigene Einkommen zu sichern oder einen Partner zu finden, streben kurze Zeit nachdem sie es erreicht haben nach mehr, z.B. nach persönlichen Leistungen und Anerkennung. Es ist eine grundlegende Verhaltensweise in uns Menschen, die wir alle teilen. Dabei ist es wichtig, dass man die Bedürfnisse der Reihe nach erfüllt. So nützt es wenig Prestige zu erreichen, ohne dabei die eigene körperliche Sicherheit gewährleisten zu können. Weiterhin kann es hilfreich sein im Auge zu behalten, auf welcher Stufe der Pyramide man sich selbst gerade befindet. So kann ein Blick auf die nächste Ebene dabei helfen, Schritte in die richtige Richtung für ein erfülltes Leben zu gehen.

Bildquelle: Dutch Renaissance Press, LLC.

There’s No Speed Limit

2016-08-03 no-speed-limit v01

Derek Sivers beschreibt in seinem Podcast mit Tim Ferriss eine exzellenten Anekdote von seinem Musiklehrer Kimo Williams (hier auch als Artikel auf seinem Blog). Als dieser in Derek einen besonders motivierten Schüler sah, gab er ihm für eine Zeit lang Privatunterricht und legte dabei ein sehr hohes Tempo vor. Er war sehr fordernd und ging in kurzer Zeit viele essentielle Grundlagen der Musiktheorie mit ihm durch. Besonders interessant ist der Blickwinkel, der sich dabei auf die üblichen Lernmethoden ergeben hat.

Kimo’s high expectations set a new pace for me. He taught me “the standard pace is for chumps” – that the system is designed so anyone can keep up.

Bildungssysteme sind in der Regel so gestaltet, dass auch durchschnittliche Teilnehmer mithalten können. Besonders engagierte und motivierte Schüler, die für ein Thema besonders empfänglich sind, sind von dieser Geschwindigkeit logischerweise unterfordert.

If you’re more driven than “just anyone” – you can do so much more than anyone expects. And this applies to ALL of life – not just school.

Für fast alle Themengebiete existieren heutzutage Möglichkeiten des Selbststudiums. Von Büchern über Online-Lernangebote bis hin zu YouTube-Videos ist das Spektrum enorm groß. Auf Wunsch kann jeder die Geschwindigkeit seines Lernfortschritts massiv steigern. Es ist eine persönliche Entscheidung und keine feste Vorgabe des Systems. Gleiches gilt für Anforderungen auf der Arbeit, im Privatleben und der Gesellschaft. Was normal ist, bezieht sich in der Regel auf den Durchschnitt der jeweiligen Gruppe. Wer möchte und engagiert ist, kann die Geschwindigkeit steigern. Es gibt keine feste Geschwindigkeitsbegrenzung.

Bildquelle: Viktor Kiryanov via Unsplash

Experience Institute

2016-07-28 experience-institute v01

Das Experience Institute (Ei) ist eine innovative Bildungseinrichtung, die für mich stellvertretend für neue, kreative Lernangebote in unserer heutigen Informationsgesellschaft steht. Sie wurde von Victor Saad gegründet, der mit seinem Leap Year Project Aufmerksamkeit erregte. Das Experience Institute ist die Fortführung seiner Idee, praxisnah, kreativ und unabhängig von etablierten Bildungsinstituten Wissen zu vermitteln. Gelernt wird für den Beruf und das Leben gleichermaßen mit modernen Ansätzen, unter anderem Design Thinking, Storytelling und Community Building. Dazu gibt es hochwertige Kooperationspartner, wie IDEO und der d.school – Hasso Plattner Institute of Design der Stanford University und diversen „Host Companies“, die Teilnehmer als Praktikanten aufnehmen und Fallstudien anbieten.

Das Kernprogramm Leap Year Fellowships richtet sich an Studenten vor oder im Master-Studium oder Young Professionals mit dem Wunsch nach einem Karrierewechsel. Es gibt auch ein Leap Semester für College-Schüler, die sich für ihr Studium vorbilden möchten. Ich würde jedem jungen Menschen im entsprechenden Alter empfehlen, sich für solche oder ähnliche Programme zu interessieren. Sie bieten moderne Ansätze und erfrischende Denkweisen und sind in Ergänzung zu den vorhandenen Bildungssystemen eine echte Bereicherung.

Bildquelle: Experience Institute

Gladwell’s 10.000 Stunden

2016-07-13 gladwells-10000-stunden v01

Expect anything worthwhile to take a long time.
Debbie Millman

In seinem Buch Outliers beschreibt Malcolm Gladwell die berühmten 10.000 Stunden Übung die es einer Studie nach benötigt, bis jemand in einer Disziplin hervorragende Leistungsfähigkeit entwickelt. Seitdem ist diese Zahl zum geflügelten Wort geworden, um zu beschreiben, dass Übung den Meister macht. Ausgangspunkt dafür diese Zahl sind Studien, die sich mit dem Hintergrund von besonders erfolgreichen Menschen in verschiedensten Gebieten beschäftigt haben. Gladwell führt dabei die Studie von Violinisten an einer Musikschule in Berlin an. Sie kamen zu dem Ergebnis, das die Anzahl der Stunden Übung und Erfahrung bei besonders guten Violinisten deutlich über denen von mittelmäßigen Studenten lagen. 10.000 Stunden entspricht dabei ungefährt 3 Stunden Übung pro Tag oder 20 Stunden pro Woche über 10 Jahre.

Menschen wollen bekanntermaßen Sicherheit und so haben inzwischen andere Studien gezeigt, dass in vielen Fällen 10.000 Stunden nicht ausgereicht haben und in anderen Fällen gar nicht erst notwendig waren. Doch um Details und exakte Zahlen geht es hier natürlich nicht. Gladwell selbst hat bereits betont, dass es um das grundlegende Prinzip dahinter geht. Das sehe ich genauso. James Clear beschreibt in einem Artikel über den Basketballer Cobe Bryant sehr anschaulich, wie unglaublich diszipliniert und ehrgeizig Weltklasseathleten oftmals trainieren. Ähnliche Geschichten gibt es zu Micheal Jordan, Tiger Woods und vielen anderen Leistungsträgern. Training allein ist gerade im Sport zwar keine Garantie für Weltklasse-Erfolge aber es ist eine Grundvorraussetzung die jeder Weltklasseathlet perfektioniert hat. Viele Menschen wünschen sich den gleichen Erfolg aber vergessen, wie viel Zeit und Mühe hinter diesen Fähigkeiten stecken. Die Lösung ist natürlich nicht aufzugeben, sondern sich zu entscheiden und sich langsam aber stetig auf den Weg dahin zu machen.

Bildquelle: Providence Doucet via Unsplash

Fixed vs Growth Mindset

2016-07-10 fixed-vs-growth-mindset v01

Der wahrscheinlich relevanteste Unterschied in der Denkweise von Menschen ist der Unterschied zwischen einem statischen Selbstbild (Fixed Mindset) und einem dynamischen Selbstbild (Growth Mindset). Carol Dweck hat diese Begriffe in ihrem Buch Mindset bekannt gemacht, das hier bei Brainpickings hervorragend beschrieben wird. Menschen mit einem Fixed Mindset sehen ihre Fähigkeiten und Intelligenz als etwas Gegebenes mit festen Grenzen an. Sie scheuen Herausforderungen, unsicheres Terrain und Kritik, da Scheitern als Bestätigung der eigenen Limitierungen angesehen wird. Menschen mit einem Growth Mindset hingegen erkennen in Herausforderungen die sich dadurch bietenden Lernmöglichkeiten. Sie sehen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten als steigerbar an, insbesondere in Abhängigkeit von ihrem persönlichen Einsatz.

When you enter a mindset, you enter a new world. In one world — the world of fixed traits — success is about proving you’re smart or talented. Validating yourself. In the other — the world of changing qualities — it’s about stretching yourself to learn something new. Developing yourself.

In one world, failure is about having a setback. Getting a bad grade. Losing a tournament. Getting fired. Getting rejected. It means you’re not smart or talented. In the other world, failure is about not growing. Not reaching for the things you value. It means you’re not fulfilling your potential.

In one world, effort is a bad thing. It, like failure, means you’re not smart or talented. If you were, you wouldn’t need effort. In the other world, effort is what makes you smart or talented.

Die beiden Denkweisen haben im Alltag erhebliche Auswirkungen, die sich in vielen erkennbaren Charaktereigenschaften von Menschen widerspiegeln. Seit ich von ihnen gehört habe, sehe ich sie an diversen Menschen in meinem Umfeld immer wieder bestätigt. Besonders ein Fixed Mindset kann manch ungünstige Verhaltensweisen erklären:

  • Angst vor Prüfungen. Jede Prüfungssituation ist für Fixed Mindset Menschen mit großem Stress verbunden. Werde ich scheitern? Werde ich mich lächerlich machen? Reichen meine Fähigkeiten aus, um von den anderen akzeptiert zu werden?
  • Risiko und Herausforderung scheuen. Fixed Mindest Menschen vermeiden Unsicherheit, da diese unterbewusst als Möglichkeit für Blamage angesehen werden.
  • Sich beweisen müssen. Fixed Mindset Menschen neigen dazu ihre Leistungen hervorzuheben und Fehler herunterzuspielen, bis hin zur Unaufrichtigkeit. Da Fehler und Scheitern als unveränderbares Zeichen für persönliche Schwäche gelten, hängt ihr Selbstbewusstseins eng an den Leistungen.
  • Beziehung in Frage stellen. Fixed Mindset Menschen erwarten von ihren Partnern oft sehr viel. Aufgrund der gefühlten Unveränderbarkeit des Charakters stellt jede Herausforderung und jede Meinungsverschiedenheit innerhalb der Beziehung ein existentielles Problem dar, das die ganze Beziehung in Frage stellt.

What she found was that those with a fixed mindset were only interested in hearing feedback that reflected directly on their present ability, but tuned out information that could help them learn and improve. They even showed no interest in hearing the right answer when they had gotten a question wrong, because they had already filed it away in the failure category.

Those with a growth mindset, on the other hand, were keenly attentive to information that could help them expand their existing knowledge and skill, regardless of whether they’d gotten the question right or wrong — in other words, their priority was learning, not the binary trap of success and failure.

Die gute Nachricht ist, dass diese Verhaltensweisen erlernbar sind, nur leider werden die Weichen dazu schon in frühester Kindheit gestellt. Um so wichtiger ist sie bei der Erziehung der eigenen Kinder im Hinterkopf zu haben. Neben dem exzellenten und umfangreichen Artikel auf Brainpickings, gibt es einen TED-Talk von Carol Dweck, in dem sie besonders ihre Studien und Erfahrungen mit High School Schülern beschreibt.

Bildquelle: Nigel Holmes

Antifragile

2016-07-09 antifragile v01

Anything that has more upside than downside from random events (or certain shocks) is antifragile.

Ein Buch, das mein Blick auf die Welt sehr stark verändert und geprägt hat ist Antifragile von Nassim Taleb. Es steckt voller praktisch relevantem Wissen und guten Gedanken. Taleb selbst beschreibt es als Quintessenz aus dem kombinierten Wissen seiner vorherigen Bücher The Black Swan und Fooled by Randomness, die sich vor allem mit der Auswirkung von Statistik auf verschiedenste Lebensbereiche beschäftigen und ebenfalls oft gelobt werden. Als Antifragil beschreibt er den Zustand, dass etwas durch angemessen dosierten Stress besser wird. Es ist die Fortsetzung der Kette fragil-robust-antifragil.

  • Fragile Dinge, wie eine Porzellanvase, sollten möglichst keinem Stress ausgesetzt werden, da sie sonst umgehend kaputt gehen.
  • Robuste Dinge, wie eine Steinmauer, sind sehr widerstandsfähig und halten viel Belastung aus aber über einen langen Zeitraum führt Stress, z.B. Wettereinflüsse, zur Beschädigung und ultimativ zum Untergang des Objekts.
  • Antifragile Dinge, wie ein Muskel, werden durch Beanspruchung in gewissen Rahmen besser. Ohne regelmäßige Beanspruchung – und damit leichte Schädigung – wird ein Muskel schwächer und damit anfällig für Verletzungen.

Diese Idee lässt sich bei genauerer Betrachtung auf verschiedenste Bereiche anwenden, z.B. politische Systeme, Ideen, Unternehmen, Industrien, Psychologie und vieles mehr und eröffnet erstaunlich neue Perspektiven. Hormesis und regelmäßiger Sport sind Beispiele dafür, die Taleb explizit in seinem Buch beschreibt.

Das Buch beschreibt darüber hinaus verschiedenste Irrtümer und ungünstige Verhaltensweisen, zu denen Menschen neigen. Dinge wie Neomanie, dem Irrglauben, dass etwas Neues besser sein ist als etwas Altbewährtes; Iatrogenics, dem Schaden, der bei dem Versuch etwas zu heilen verursacht wird; Narrative Fallacy und Cherry Picking, der Angewohnheit Beobachtungen unbedingt erklären zu wollen und bei dem Erklärungsversuch die Fakten so zu lesen, bis es in die Geschichte passt. Aber es werden auch viele Methoden an die Hand gegeben, solche Probleme zu vermeiden. Methoden wie Heuristik, das Verlassen auf Altbewährtes, ohne die Funktionsweise zwangsläufig erklären zu müssen; Via Negativa, eher Dinge weglassen, die man klar als falsch erkennt, als Dinge hinzuzufügen deren Nutzen nicht sicher ist; Flanieren, Entscheidungen opportunistisch treffen und Gelegenheiten neuer Informationen aktiv nutzen.

Man bekommt einen guten ersten Einblick in das Buch, wenn man die Notizen von Derek Sivers zu Antifragile liest. Ein von Taleb selbst geschriebener WSJ-Artikel mit dem Titel Learning to Love Volatility (hier über Google aufrufen, um die Paywall zu umgehen) zeigt wie technisch er manchmal wird. Hier noch ein Artikel aus der Süddeutschen. Jedoch würde ich jedem die Lektüre des Buches ans Herz legen, da man meines Erachtens etwas Zeit benötigt, um die Konzepte darin angemessen wertschätzen zu können.

Bildquelle: Auszug aus dem Buchcover

CreativeLive

2016-06-26 creativelive v01

„We live in a self learning world“ ist ein Statement, das ich immer wieder in Interviews mit führenden Spezialisten, Investoren und Zukunftsforschern höre. Es sind unter anderem Online-Lernangebote wie die von CreativeLive, die hinter dieser Aussage stehen. Auf der Website finden sich Videokurse von Spezialisten, die in der Regel vor Publikum aufgezeichnet wurden. Der Clou dabei ist, dass ähnlich wie bei einem Fernsehsender die Workshops in Abständen von mehreren Monaten kostenlos als Livestream ausgestrahlt werden. So stehen sie interessierten Menschen mit flexiblem Zeitplan kostenlos zur Verfügung. Wer nicht die Zeit dafür findet, die Aufzeichnung hintereinander weg zu schauen, kann die Kurse kostenpflichtig erwerben.1 Von da an kann man sie zu beliebigen Zeitpunkten im eigenen Tempo anschauen oder als Download herunterladen.

Da die Seite von dem Fotografen Chase Jarvis ins Leben gerufen wurde, ist das Angebot für kreative Tätigkeiten wie Fotografieren und digitale Bildbearbeitung, sowie von Business-Tipps für Selbständige besonders groß aber es finden sich auch Kurse zu Gesundheit (z.B. ein Kurs von Kelly Starret), Selbstverbesserung (z.B. von Tim Ferriss) oder Travel Hacking. Das CreativeLive aus San Francisco ist, merkt man deutlich an den Spezialisten, von denen man viele Namen regelmäßig in der Startup-Szene antrifft. Das Interview von Chase Jarvis im Podcast von Tim Ferriss gibt einige Hintergründe zu CreativeLive und ein Video-Interview in umgekehrter Richtung ist ebenso sehenswert.

Ich habe jetzt schon mehrere Kurse gemacht und kann bestätigen, dass das Gefühl der Teilnahme an einer Fortbildung bzw. einem Workshop nahe kommt. Natürlich fehlt der persönliche Austausch mit den anderen Teilnehmern und die Sinneseindrücke des Besuchs eines Events aber die Wissensvermittlung selbst ist relativ gleichwertig. Von Vorteil ist, dass man die Vorträge pausieren und zurückspulen kann. Ein Nachteil oder zumindest eine Gefahr besteht darin, dass durch die fehlende Gruppenerfahrung kaum externen Druck für die Fortführung besteht und die Abbruchrate wahrscheinlich hoch ist. Der Knackpunkt ist hier, wie auch in echten Workshops, dass aufgezeigte Wissen in einer für sich geeigneten Form zu speichern (z.B. in dem man sich Notizen macht) und in der Praxis umzusetzen und immer wieder zu üben. Es ist eine tolle Fähigkeit, mit solchen Lernangeboten diszipliniert umgehen zu können und dadurch den Zugriff auf beliebiges Wissen unabhängig von Zeit und Ort zu haben. Allein schon das motiviert mich regelmäßig, mit solchen Plattformen Erfahrungen zu sammeln.

Bildquelle: Carlos Valentino vom Set einer Aufzeichnung


  1. Die Kurse werden in unregelmäßigen Absgtänden rabattiert angeboten, üblicherweise auch zum Zeitpunkt der Live-Ausstrahlung. 

Hardcore History Podcast

2016-05-10 hardcore-history v01

Einer der faszinierendsten Podcasts, die ich kenne ist Hardcore History von Dan Carling. Noch nie wurde mir Geschichte so nahe und eindringlich geschildert, wie in dieser Show.

Man darf sich nicht abschrecken lassen von den Eckdaten! Eine Folge kann gut und gerne 3-4 Stunden dauern und ein Thema (z.B. der Erste Weltkrieg) wird in bis zu sechs solcher Folgen beleuchtet. Das wird dadurch relativiert, dass es in der Regel 2-3 Monate dauert, bevor eine neue Folge erscheint. Auch wenn ich nur 10-30 Minuten Abschnitte der Folgen auf dem Weg zur Arbeit höre, sind sie immer zu schnell vorbei und ich brenne schon auf die nächste Folge.

Angefangen habe ich mit Blueprint for Armageddon, der Schilderungen über den Ersten Weltkrieg. Auch wenn ich die groben Fakten noch aus der Schule kannte, war mir bei weitem nicht bewusst, welch dramatische und tragische Phase das für die Menschheit war und welche unvorstellbar grausamen Zustände manche unsere Vorfahren erleiden mussten. Dan Carling schafft es hervorragend die „Human Experience“ dieser Ereignisse, die man in der Regeln nur als nüchterne Fakten kennt, zu vermitteln.

Rückblickend kann ich aufrichtig sagen, dass mich diese Schilderungen stark beeinflusst haben. Sowohl in Form von Mitgefühl und Anerkennung tragischer Umstände der Vergangenheit, als auch im Bewusstsein über die herrlichen aktuellen Lebensumstände in vielen Teilen der Welt, insbesondere in Deutschland. Aus der Geschichte kann man viel lernen und Hardcore History macht das erstaunlich einfach.