Antifragile

2016-07-09 antifragile v01

Anything that has more upside than downside from random events (or certain shocks) is antifragile.

Ein Buch, das mein Blick auf die Welt sehr stark verändert und geprägt hat ist Antifragile von Nassim Taleb. Es steckt voller praktisch relevantem Wissen und guten Gedanken. Taleb selbst beschreibt es als Quintessenz aus dem kombinierten Wissen seiner vorherigen Bücher The Black Swan und Fooled by Randomness, die sich vor allem mit der Auswirkung von Statistik auf verschiedenste Lebensbereiche beschäftigen und ebenfalls oft gelobt werden. Als Antifragil beschreibt er den Zustand, dass etwas durch angemessen dosierten Stress besser wird. Es ist die Fortsetzung der Kette fragil-robust-antifragil.

  • Fragile Dinge, wie eine Porzellanvase, sollten möglichst keinem Stress ausgesetzt werden, da sie sonst umgehend kaputt gehen.
  • Robuste Dinge, wie eine Steinmauer, sind sehr widerstandsfähig und halten viel Belastung aus aber über einen langen Zeitraum führt Stress, z.B. Wettereinflüsse, zur Beschädigung und ultimativ zum Untergang des Objekts.
  • Antifragile Dinge, wie ein Muskel, werden durch Beanspruchung in gewissen Rahmen besser. Ohne regelmäßige Beanspruchung – und damit leichte Schädigung – wird ein Muskel schwächer und damit anfällig für Verletzungen.

Diese Idee lässt sich bei genauerer Betrachtung auf verschiedenste Bereiche anwenden, z.B. politische Systeme, Ideen, Unternehmen, Industrien, Psychologie und vieles mehr und eröffnet erstaunlich neue Perspektiven. Hormesis und regelmäßiger Sport sind Beispiele dafür, die Taleb explizit in seinem Buch beschreibt.

Das Buch beschreibt darüber hinaus verschiedenste Irrtümer und ungünstige Verhaltensweisen, zu denen Menschen neigen. Dinge wie Neomanie, dem Irrglauben, dass etwas Neues besser sein ist als etwas Altbewährtes; Iatrogenics, dem Schaden, der bei dem Versuch etwas zu heilen verursacht wird; Narrative Fallacy und Cherry Picking, der Angewohnheit Beobachtungen unbedingt erklären zu wollen und bei dem Erklärungsversuch die Fakten so zu lesen, bis es in die Geschichte passt. Aber es werden auch viele Methoden an die Hand gegeben, solche Probleme zu vermeiden. Methoden wie Heuristik, das Verlassen auf Altbewährtes, ohne die Funktionsweise zwangsläufig erklären zu müssen; Via Negativa, eher Dinge weglassen, die man klar als falsch erkennt, als Dinge hinzuzufügen deren Nutzen nicht sicher ist; Flanieren, Entscheidungen opportunistisch treffen und Gelegenheiten neuer Informationen aktiv nutzen.

Man bekommt einen guten ersten Einblick in das Buch, wenn man die Notizen von Derek Sivers zu Antifragile liest. Ein von Taleb selbst geschriebener WSJ-Artikel mit dem Titel Learning to Love Volatility (hier über Google aufrufen, um die Paywall zu umgehen) zeigt wie technisch er manchmal wird. Hier noch ein Artikel aus der Süddeutschen. Jedoch würde ich jedem die Lektüre des Buches ans Herz legen, da man meines Erachtens etwas Zeit benötigt, um die Konzepte darin angemessen wertschätzen zu können.

Bildquelle: Auszug aus dem Buchcover