Wasser trinken

2016-08-28 wasser-trinken v01

Es ist wenige Jahre her, da wäre ein Glas Wasser für mich noch kein attraktives Erfrischungsgetränk gewesen. Wie viele Menschen, trank ich in der Regel süße Getränke mit Geschmack. Schorlen oder Kaffee mit Milch und Zucker. Heute ist es umgekehrt und ich trinke hauptsächlich Wasser oder ungezuckerte Getränke wie Tee oder schwarzen Kaffee. Das erstaunliche daran ist, dass ich nichts vermisse und mir meine heutige Getränkewahl genauso gut schmeckt, wie damals die süßen Varianten. Meines Erachtens ist es schlicht Gewöhnungssache, welche Getränke man als erfrischend und lecker betrachtet.

Wenn ich den Weg zurückverfolge, habe ich tatsächlich den Anteil Zucker Stück für Stück in kleinen Schritten reduziert. Als Teenager standen noch Cola und Kaffee und Tee mit Milch und Zucker auf dem Programm. Langsam ließ ich den Zucker aus den heißen Getränken weg und trank überwiegend Schorlen, die ich mir selbst aus Saft und Sprudelwasser mischte. Mit der Zeit reduzierte ich den Saftanteil mehr und mehr, ohne merkliche Einbußen beim Geschmack wahrzunehmen. Von James Clear übernahm ich die Angewohnheit direkt nach dem Aufstehen ein großes Glas Wasser zu trinken und stellte mir zusätzlich auch eine Wasserflasche abends ans Bett. Mit der Zeit fing ich an auch auf der Arbeit Kaffee durch Wasser zu ersetzen und eh ich mich versah, wurde Wasser zu meinem Gewohnheitsgetränk.

Manche dieser Schritte habe ich tatsächlich bewusst gemacht, zum Beispiel den Zucker aus Kaffee und Tee wegzulassen. Es ist allgemein bekannt, dass man zu viel Zucker zu sich nimmt und den Geschmack der Getränke dadurch unnötig übertüncht. Aus gesundheitlichen Gründen halte ich es für sehr empfehlenswert süße Getränke, genauso wie Milch, zu vermeiden. Das war stets nur anfangs ein Kompromiss und schon nach wenigen Wochen vergessen. Im Gegenteil, so wurden mir mit der Zeit gezuckerte Getränke tatsächlich „zu süß“, was für mich anfangs schwer vorstellbar war. Ich fühle mich jedenfalls pudelwohl mit Wasser als Erfrischungsgetränk und kann jeden nur ermutigen, sich schrittweise dieser Gewohnheit anzunähern.

Bildquelle: Snufkin via Pixabay

Kalt Duschen

2016-08-23 kalt-duschen v01

Zunächst hat mich schlicht der Ehrgeiz gepackt, als ich von der Cold Shower Therapy gelesen habe.

If you can’t do something uncomfortable and difficult for 5 minutes in the shower, how the hell are you going to do something uncomfortable or difficult in real life?

Tatsächlich ist es überhaupt nicht schwer oder gefährlich eine kalte Dusche zu nehmen, sondern einfach nur unbequem. Ich habe mich langsam ran getastet, indem ich anfangs nur die Beine kalt abgeduscht und danach das Wasser gerade so warm wie nötig gedreht habe. Langsam aber stetig konnte ich immer länger duschen, ohne warm drehen zu müssen und irgendwann das warme Wasser komplett weg lassen. Geblieben ist, dass ich immer erst die Beine und die Arme abdusche, bevor ich komplett unter das kalte Wasser steige. Für ungefähr sechs Monate habe ich ausschließlich kalt geduscht. Inzwischen drehe ich das Wasser meistens wieder wärmer1, jedoch nicht mehr so heiß wie früher. Ab und zu steige ich noch komplett in die Kälte, allein schon um im Training zu bleiben.

Ähnlich wie andere körperliche Herausforderungen, wird Kälte immer wieder als sehr gesund und stärkend beschrieben. Wim Hoff ist ein Vorreiter auf diesem Gebiet und hat schon viele Kälterekorde aufgestellt. Im Gespräch mit Tim Ferriss erklärt er die vielen Vorteile von kurzen Phasen extremer Kälte. Faszinierend finde ich immer wieder, dass der zunächst empfundene Kälteschmerz komplett verschwindet, sobald ich mich im Kopf nicht gegen die Kälte wehre. Es ist ein einfaches Experiment, dass jeder ohne viel Aufwand selbst probieren kann.

Bildquelle: Gogue via Pixabay


  1. Seife löst sich in warmen Wasser einfach besser auf. 

Krafttraining

Seit über 20 Jahren betreibe ich Krafttraining und bin der Meinung, dass es ein wichtigsten Eckpfeiler der Gesundheit ist. Meine Einstellung hat sich über die Jahre stark geändert. Früher waren Muskelwachstum und ein kräftig aussehender Körper mein Ziel. Typisch für einen unerfahrenen jungen Menschen, habe ich der korrekten Ausführung der Übungen wenig Beachtung geschenkt und regelmäßig den Preis durch Verletzungen bezahlt. Inzwischen sind Gesundheit und Wohlbefinden meine Motivation. Training macht großen Spaß, wenn man langsam aber stetig Fortschritte erzielt. Keineswegs bedeutet Kraftsport, den Körper eines Bodybuilder anzustreben. Eine moderate Fitness reicht aus, damit sich Vorteile bemerkbar machen. Muskeln schützen Gelenke und Knochen vor ungewohnten oder unerwarteten Bewegungen. Wer Sport macht kann mehr Essen, ohne zuzunehmen. Kraftsport ist ein wichtiger Ausgleich zur bewegungsarmen Tätigkeit in Büroarbeitsplätzen. Und natürlich stärkt ein gesunder, trainierter Körper das Selbstbewusstsein.

Überall finde ich Indizien dafür, dass Kraftsport ein wichtiges Element für ein gesundes, erfülltes und erfolgreiches Leben ist. Nassim Taleb beschreibt in seinem Buch Antifragile wie Kraftsport den Körper durch leichte Verletzungen stärker macht und wie er als Autor eine Trainingsroutine verfolgt. Charles Poliquin, den ich im Gespräch mit Tim Ferriss kennengelernt habe, betont ununterbrochen das Kraftsport erheblich effektiver für Gewichtsreduktion ist als Kardio-Aktivitäten ist. Mark Lauren, über dessen Buch Be Your Own Gym ich Bodyweight-Training kennengelernt habe, erklärt dort ausgiebig, dass Krafttraining auch für Frauen eine der effektivsten Methoden ist schlank zu werden, ohne dabei übertrieben muskulös zu wirken. Maria Popova von Brainpickings folgt zum Beispiel einer Kraftsportroutine, die auch Klimmzüge beinhaltet.

Ich kann nur davor warnen, Übungen ohne professionelle Anleitung zu beginnen, möglichst durch einen erfahrenen Trainer oder Physiotherapeuten. Erst kürzlich habe ich bei Kelly Starret gelernt, wie man korrekte korrekte Liegestütze ausführt. Langfristig führen falsch durchgeführte Übungen, gerade bei älteren Menschen, zu Verletzungen. Auch bei der Auswahl der Übungen habe ich viel gelernt. Die Klassiker heißen nicht umsonst so und haben den größten Effekt: Mit Kniebeugen, Liegestützen, Klimmzügen und dem Unterarmstütz kann man ein hervorragendes Training gestalten. Mehr braucht man meines Erachtens nicht, doch Abwechslung hält die Motivation hoch. Derzeit verfolge ich ein minimales Workout morgens im Badezimmer, dass sich ideal als Einstieg eignet.

Bildquelle: The Library of Congress via Flickr Commons

Take The Stairs

Es gibt ein einfaches Rezept, das nicht nur gegen Bewegungsmangel hilft, sondern bei genauerer Betrachtung das Zeug zu einem Lebensmotto hat.

Laufe die Treppen, wann immer Du kannst.

Ich kam darauf, als ich durch die Bewegungsstatistik der iWatch feststellen musste, dass mein Aktivitätsniveau nicht besonders hoch war und von Tag zu Tag sehr schwankte. Auf der Suche nach Möglichkeiten für mehr Bewegung im Alltag beschloss ich, Rolltreppen und Aufzüge zu vermeiden und wann immer möglich, die Treppen zu laufen. Es war eine einfache Grundregel, die sich als erstaunlich effektiv herausstellte und ein Umdenken in vielen anderen Bereichen nach sich zog. Ich wurde deutlich mobiler und entschied mich immer öfter gegen den bequemen und für den aktiven Weg. Inzwischen laufe ich sogar täglich zur Arbeit und zurück.

Als ich vor einiger Zeit ein Personal Mission Statement formulierte, und darin die für mich wichtigsten Grundregeln und Lebensphilosophien in knapper Form zusammenfasste, fand sich dieser Lerneffekt in einem einfachen Satz wieder.

I take the stairs.

Es ist ein Symbol für den unbequemen Weg, auf dem man sich selbst und seine Fähigkeiten fordert aber gestärkt daraus hervorgeht. Ein Weg der durch Aktivität und Stärke geprägt ist, auf dem man selbstbestimmt und frei einen Schritt nach dem anderen geht und dabei immer besser wird. Ein Weg der immer leichter fällt, je öfter man ihn geht.

Bildquelle: Jake Hills via Unsplash

Guter Kaffee

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Der Besuch eines Kaffeeseminars vor einigen Jahren, hat meine Einstellung zu der Zubereitung und der Qualität von Kaffee grundlegend verändert. Kaffee ist ein gesundes Getränk, dass man genüsslich und maßvoll genießen sollte. Guter Kaffee ist nicht bitter sondern aromatisch und schmeckt auch kalt. Je nach Kaffeebohne und Röstung entfaltet Kaffe, wie Wein, ein breites Spektrum an Geschmacksnoten.

Dabei muss man Kaffee nicht mit Milch verdünnen oder gar mit Zucker gefällig und eintönig machen. Es ist jedem selbst überlassen die Sorte Kaffee zu finden, der einem geschmacklich besonders zusagt. Als Belohnung erhält man ein kalorienarmes, aromatisches, wärmendes und durch das Koffein anregendes Getränk. Ein nahezu optimales Genussmittel. Nachvollziehbarer Weise ist schwarzer Kaffe, so wie Wein, Bier oder Käse, kein Produkt das man sofort mögen wird. „It’s an acquired taste“. Wenn man sich darauf einlässt und mehrere Varianten ausprobiert gibt es jedoch meines Erachtens wenige Menschen, die nicht auf den Geschmack kommen.

Um guten Kaffee zuzubereiten, braucht man nicht viel und es muss nicht aufwändig sein. Da die aromatischen Bestandteile in Kaffee Öle sind, ist die frische enorm wichtig. Nach der Röstung wird der Kaffee langsam aber sicher ranzig und der damit zubereitete Kaffee schmeckt irgendwann bitter. Optimal ist es daher frische Bohnen erst unmittelbar vor der Zubereitung zu mahlen, dazu genügt auch eine Handmühle. Die für mich einfachste und beste Brühmethode ist die Impress, die so ähnlich wie der Bodum-Kaffebereiter funktioniert. Aber auch mit einem einfachen Kaffeefilter lässt sich ohne viel Aufwand hervorragender Kaffee zubereiten. Ich würde jedem Kaffeetrinker empfehlen, sich mit dem Thema Kaffee näher zu beschäftigen und sich an schwarzen Kaffee heranzutasten. Ein guter Ausgangspunkt dafür ist die Firma Coffee Circle, die im Laufe der Zeit viel Kaffeewissen zusammengetragen hat und qualitativ guten Kaffee anbietet.

Bildquelle: Andrew Welch via Unsplash

Tony Robbin’s Six Human Needs

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Auf dem Gebiet der Motivation ist Tony Robbin’s seit Jahrzehnten ein Megastar, der kontinuierlich Seminare veranstaltet, Bücher schreibt und Weltstars coached. Der Kern von Motivation sind menschliche Emotionen und daher lohnt es sich aufzuhorchen, wenn Tony Robbins die seiner Erfahrung nach 6 wichtigsten menschliche Bedürfnisse formuliert, die er im Laufe seiner Arbeit beobachtet hat.

Die 6 menschlichen Bedürfnisse:

  1. Sicherheit: die Gewissheit Leid vermeiden und Freude erfahren zu können
  2. Abwechslung: der Wunsch nach Unbekanntem, nach Veränderung und neuen Eindrücken
  3. Anerkennung: das Gefühl einzigartig, wichtig und besonders zu sein oder gebraucht zu werden
  4. Gemeinschaft/Liebe: ein starkes Gefühl der Nähe und Verbundenheit mit jemandem oder etwas
  5. Entwicklung: die Steigerung der eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Sachverstand
  6. Mitwirkung: das Gefühl etwas beizutragen, Anderen zu helfen, zu unterstützen und etwas abzugeben

Es lohnt sich diese Bedürfnisse stets im Auge zu behalten, sowohl als Grundlage für sich selbst und seine eigene Lebensplanung als auch in Bezug auf die Verhaltensweisen und Motivationen anderer Personen. Robbin’s beschreibt das in seinem TED-Talk Why we do what we do. Besonders dort wo die Grundbedürfnisse wie körperliche Unversehrtheit und Sicherheit gegeben sind, spielen diese sechs Faktoren eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einem erfüllten Leben.

Bildquelle: Tony Robbin’s TED-Talk

Meditation

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Der Begriff Meditation ist mit vielen Vorurteilen verbunden. Auch ich hätte ihn bis vor wenigen Jahren mit Spiritualität, Aberglaube und gar Übersinnlichkeit in Verbindung gebracht. Doch als viele erfolgreiche Gäste im Podcast von Tim Ferriss, von Hollywood-Stars, über Musiker bis hin zu Investoren, über ihren Meditationstechniken sprachen, wurde ich neugierig und habe es ausprobiert. Ich würde Meditation als eine Art Workout für den Kopf beschreiben. Das Ziel ist, den kontinuierlichen und schwer kontrollierbaren Strom von Gedanken – die Buddhisten nennen das treffend „Monkey Mind“ – zu unterbrechen. Eine klassische Metapher für diesen Effekt ist ein mit Wasser und Sand gefülltes Glas. Solange man es umrührt oder schüttelt und alles in Bewegung ist, erscheint der Inhalt trübe und alles schwimmt wild durcheinander. Gelingt es aber über längere Zeit neue Impulse zu vermeiden, singt der Sand langsam zu Boden und das Wasser wird klar. Es ist dieser geordnete, ungetrübte Bewusstseinszustand, den man durch Meditation erreichen möchte. Wie in diesem TED-Talk von Matthieu Ricard sympathisch erklärt gibt es inzwischen viele wissenschaftliche Studien darüber, dass sich durch Meditation trainierte Gehirne von untrainierten Gehirnen unterscheiden.

Als Ausgangspunkt dient meistens die eigene Atmung, da man logischerweise weiter atmen muss und gleichzeitig die rhythmische Bewegung eine willkommene Ablenkung von den eigenen Gedanken ist. Jeder der es ausprobiert wird schnell feststellen, wie unglaublich schwer es fällt, nicht durch willkürliche Gedanken oder Sinneseindrücke abgelenkt zu werden. Meist stellt man erst mit einer Verzögerung fest, dass man wieder in Gedanken ist und die letzten Sekunden oder gar Minuten abgelenkt war. Mir hat der Hinweis sehr geholfen, dass dieses Verhalten normal und nicht schlimm ist. Es geht vielmehr darum nach dem Bemerken der Ablenkung, den Gedanken fallen zu lassen und unverdrossen zu seiner Atmung zurückzukehren. Es ist wie mit Übungen im Fitnessstudio. Jede Rückkehr zur Atmung stärkt die Technik und mit der Zeit wird die eigene Leistungsfähigkeit besser werden. Es geht um das Training und nicht um die fehlerfreie Umsetzung. Solche Akzeptanz ist ebenfalls ein wichtiges Grundprinzip der Meditation.

„If you don’t have 15 minutes per day to meditate… you need 4 hours“
(Sam Harris)

Ein bewährtes Rezept ist täglich 15-20 Minuten zu meditieren. Morgens eignet sich nach meiner Erfahrung besser als abends, da man ausgeruhter ist und nicht Gefahr läuft vor lauter Ruhe und Entspannung einzuschlafen. Zudem kann man die so die Vorteile eines geordneten Gemüts mit in den Tag nehmen. Ein idealer Einstieg sind Apps wie Headspace oder Calm, die das Konzept erklären und mit Sprachausgabe durch die Übungen führen. Langfristig kann man sich ein eigenes Ritual angewöhnen oder auf Wunsch geführte Meditationen als Audiodatei, z.B. von Tara Branch oder Sam Harris, laden. Transzendental Meditation (TM) ist eine Art Markenprodukt unter den Meditationstechniken und hat sich durch eine begeisterte Anhängerschaft stark verbreitet.1 Aber auch Walking Meditation, eine Art bewusstes Spazierengehen, funktioniert und selbst regelmäßige kurze Achtsamkeits- oder Atemübungen im Alltag können als Formen der Meditation eingesetzt werden.

Bildquelle: Ashes Sitoula via Unsplash 😉


  1. Es gibt einige Stars wie Oprah Winfrey, Jerry Seinfeld oder Rick Rubin, die TM offen als ihre präferierte Meditationsform anpreisen. Das System scheint zu funktionieren und auch in sich schlüssig und nicht negativ zu sein, allerdings beinhaltet es ein paar Aspekte, die sehr rationale Menschen (inklusive mir) eher abschreckt. 

Badezimmer-Workout

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Ich glaube, für mich die effizienteste Methode gefunden zu haben, um langfristig körperlich fit und sportlich zu bleiben: täglich drei verschiedene Kräftigungsübungen im Badezimmer. Was auf den ersten Blick fast lächerlich wenig klingt, ist unglaublich effektiv und aus verschiedensten Betrachtungsweisen genial. Ich bin überzeugt, dass jeder, der dieses System ernsthaft ausprobiert, damit massiven Erfolg haben kann.

Der Körper ist eine effiziente Maschine und erhält nur so viele Muskeln wie gebraucht werden. Wird ein Muskel nicht verwendet, schrumpft er. Erschöpft man einen Muskel, indem man eine Sportübung ausführt, bis man nicht mehr kann, wird er wachsen. So einfach ist das. Der häufigste Grund dafür keine Erfolg im Sport zu haben ist, dass man aufhört hinzugehen. Schon sehr wenig aber regelmäßiger Sport reicht aus, um erhebliche Erfolge erzielen. Es ist wie beim Zinseszins, dass sich kleine Verbesserungen im Laufe der Zeit vervielfachen. Es gibt Sportübungen, die sich über Jahre bewährt haben und große Bereiche des Körpers gleichzeitig kräftigen, z.B. Liegestütze und Kniebeugen.

Mein Badezimmer-Workout besteht daraus, täglich1 morgens im Badezimmer einen Satz Kniebeugen, einen Satz Liegestütze und eine wechselnde dritte Übung bis zur Erschöpfung auszuführen.

Der Zeitpunkt morgens im Badezimmer ist deswegen ideal, weil man garantiert jeden Morgen dort startet, fast alle Schritte automatisch und unterbewusst ausführt, die perfekte Sportkleidung trägt (nämlich gar nichts) und sogar die Pausen sinnvoll nutzen kann, mit Duschen, Zähneputzen und Rasieren. Nach nur wenigen Tagen der Überwindung und der Gefahr des Vergessens hat man den Punkt überschritten und die Bewegungen laufen fast automatisch ab. Dadurch, dass man nur einen Satz pro Übung macht, ist es nicht quälend und man kommt auch nicht wirklich ins Schwitzen. Es macht Spaß zu sehen, wie man langsam aber stetig mehr Wiederholungen schafft. Dabei ist es überhaupt kein Problem, mit einfachen Übungen zu beginnen und sich langsam zu steigern. Nach einer langen Sportpause habe ich damals mit Liegestützen in schräger Form gegen die Wachmaschine oder Badewanne angefangen und Tag für Tag intensiviert.

Einen Punkt kann ich gar nicht genug betonen: auch wenn diese Maßnahme klein und unbedeutend klingt, kann sie eine Kettenreaktion zu einem gesünderen und fiteren Leben einleiten. Die Erfolge, die man mit dem Badezimmer-Workout hat, motivieren dazu, sich auch in anderen Bereichen mehr zu bewegen, mehr auf die Ernährung zu achten und sich rundum sportlicher und wohler zu fühlen. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass jemand der es ein Jahr lang macht, sich selbst noch in irgendeiner Form als unsportlich ansehen wird. Es ist weder schwer, noch zeitintensiv und für Menschen in jedem Alter gleichermaßen geeignet. Die morgendliche Bewegung trägt dazu bei, dass man wach wird und morgens besser in den Tag startet. Seitdem gehe ich nicht mehr ins Fitnessstudio und mache parallel dazu immer mal wieder andere Sportprogramme mit. Man kann immer mehr machen, aber als Grundlage ist der Return-on-Investment des Badezimmer-Workouts genial.

Bildquelle: Dan Watson via Unsplash


  1. Derzeit meine ich damit jeden Werktag und bin etwas flexibel an Wochenenden ;) 

Kelly Starret

2016-06-20 kelly-starret v01

Es ist kein schönes Gefühl dargelegt zu bekommen, dass man sich über Jahrzehnte lang falsch, ja geradezu grob fahrlässig, bewegt hat. Zwar gehört es zum Allgemeinwissen, dass viel Sitzen und wenig Bewegung ungesund sind aber was nun genau Geradesitzen und gute Haltung bedeuten und wie man sich artgerecht bewegt, war zumindest für mich unklar. Dabei ist es logisch und nachvollziehbar, dass Muskeln und Gelenke gewissen Grundprinzipien folgen. Ob die Knie beim in die Hocke gehen leicht nach innen oder leicht nach außen zeigen, macht einen enormen Unterschied. Welche Haltung ist richtig?

Kelly Starret ist in der Fitness- und Cross Fit-Szene zu einem Vorzeigespezialisten für Flexibilität, gute Haltung und Bewegung geworden. Man sieht ihm die Kompetenz an, da er selbst als erkennbarer Kraftsportler über außergewöhnlich gute Flexibilität verfügt. Er coached viele Topathleten, hat eigene Cross Fit-Studios und mehrere Bücher und Online-Kurse aufgelegt. Dabei betont er immer wieder, dass optimale Bewegungsabläufe nicht nur bei Leistungsportlern essentiell sind. Dort mag korrekte Technik über Zehntelsekunden oder Maximalgewicht entscheiden, bei normalen Menschen entscheidet korrekte Bewegung, ab welchem Alter man Gelenkprobleme und Rückenschmerzen bekommt. Kelly legt auf schlüssige Art und Weise dar, warum man sich heutzutage mit Bürojobs, Autofahren und Smartphones, intuitiv falsch bewegt und wie man diese schädliche Bewegungsmuster durch die Beachtung einer Handvoll Grundregeln vermeiden oder abmildern kann.

Getting organized ist eine seiner Techniken, in wenigen, klaren Schritten eine stabile und verschleissarme Haltung anzunehmen. Das Gegenteil davon betitelt er anschaulich als hanging on the meat, also sich in die Sehnen und Muskeln seines Körpers reinhängen. Genau dieses Verhalten, was auch für mich lange Zeit typisch war, fördert falsche Haltungs- und Bewegungsmuster und führt langfristig zu Verletzungen. Auch wie man einen Squat (Kniebeuge) korrekt ausführt, gehört zu seinen Spezialitäten. Diese Bewegung ist nicht nur für Gewichtheber essentiell ist, sondern wird im Alltag hunderte Mal von jedem Menschen als in die Knie gehen ausgeführt. Gerade älteren Menschen macht das oft große Schwierigkeiten, was nicht sein müsste. Der Körper ist dazu im Stande bei artgerechter Nutzung ca. 100 Jahre alle essentiellen Bewegungen flüssig und problemlos durchzuführen. Bewegungsmuster mit hohem Verschleiß der Gelenke verkürzen die Zeitspanne ohne Probleme jedoch massiv.

Als Einstieg kann man sich diverse Videos von ihm auf Youtube ansehen oder seine Kursseite mobility|wod studieren. Um die Details zu lernen, kann ich seinen Kurs auf Creative Live empfehlen. In ihm werden über 10 Stunden verschiedenste Aspekte detailliert beleuchtet. Sein erfolgreiches Standardbuch ist Werde ein geschmeidiger Leopard, dass allerdings eher als Nachschlagewerk gedacht ist.

Bildquelle: Reebok Youtube Video

Artgerechte Haltung & Bewegung

2016-06-14 artgerechte-haltung-bewegung v01

Ich bin mittlerweile überzeugt davon, dass jeder zivilisierte Mensch, erst Recht jemand mit einem Bürojob, im Laufe seines Lebens Rückenschmerzen bekommen wird1. Der Grund dafür ist, dass wir uns nicht artgerecht bewegen und in einer unnatürlichen, technologisierten Welt leben; was grundsätzlich toll ist! Denn das geht einher mit viel Komfort, Sicherheit und Freiheit. Aber es hat auch Nachteile und birgt Gefahren für unsere langfristige Gesundheit. Denen sollten wir uns bewusst sein, um Ihnen entgegenwirken zu können.

Artgerechte Haltung bezeichnet eine Form der (…Haltung), die sich an den natürlichen Lebensbedingungen (…) orientiert und insbesondere auf die angeborenen Verhaltensweisen (…) Rücksicht nimmt.
Quelle: Artgerechte Haltung auf Wikipedia

Stillsitzen und die gleiche Körperhaltung über lange Zeit einnehmen ist für Menschen nicht artgerecht. Unsere Körper sind dafür gemacht sich zu bewegen, zu laufen, zur rennen, zu stehen, auf dem Boden zu ruhen. Regelmäßige, kontinuierliche Bewegung ist artgerecht für Menschen in natürlichen Lebensbedingungen. Es war über tausende Jahre normal und hat unseren Körper evolutionär geprägt. Durch Bewegung werden Muskeln ausgebildet, Sehnen gedehnt, Gewebe geschmeidig gehalten und durchblutet. Bewegung ist eine Grundannahme für das System. Es funktioniert nicht einwandfrei unter den Einflüssen eines Bürojobs, der Fahrt mit dem Auto, der Freizeit vor dem Fernseher. Und deswegen bekommen wir Probleme – unter anderem Rückenprobleme.

Muskeln sind für den Körper aufwendig zu versorgen und verbrauchen viel Energie. Werden sie nicht beansprucht, also anscheinend nicht gebraucht, werden sie vom Stoffwechsel abgebaut. Diese Systematik ist in der Natur sehr effizient, birgt aber die Gefahr, dass bei nicht artgerechter Haltung auch sinnvolle Muskeln abgebaut werden. Der Körper wird schwach und anfällig dafür in ungewohnten Situationen (z.B. bei schwerem Heben) erheblich abgenutzt oder verletzt zu werden. Auch unsere Sehnen sind für Bewegung optimiert und dazu da Stabilität zu geben, aufrechten Gang zu ermöglichen und Bewegungen zu vereinfachen. Wenn sie nicht oder zu einseitig beansprucht werden, ziehen sie den Körper in ungünstige Haltungsmuster und schädigen den Körper sogar.

Diese Gedanken aber auch die passenden Gegenmaßnahmen werden anschaulich in dem Kurs Maintain Your Body for Long Lasting Health & Mobility von Kelly Starrett und Jill Miller aufgezeigt, auf den ich durch dieses Interview mit Kelly Starret aufmerksam wurde. Die Inhalte des Kurses sollten meines Erachtens zur Grundausbildung für jeden modernen Menschen gehören.

Bildquelle: Wonderland via Flickr Commons


  1. Damit meine ich mit hoher Wahrscheinlichkeit der überwiegend große Teil. Ähnlich wie beim Rauchen wird es Ausnahmen geben, die diese Regel bestätigen ;)