Meditation

2016-06-29 meditation v01

Der Begriff Meditation ist mit vielen Vorurteilen verbunden. Auch ich hätte ihn bis vor wenigen Jahren mit Spiritualität, Aberglaube und gar Übersinnlichkeit in Verbindung gebracht. Doch als viele erfolgreiche Gäste im Podcast von Tim Ferriss, von Hollywood-Stars, über Musiker bis hin zu Investoren, über ihren Meditationstechniken sprachen, wurde ich neugierig und habe es ausprobiert. Ich würde Meditation als eine Art Workout für den Kopf beschreiben. Das Ziel ist, den kontinuierlichen und schwer kontrollierbaren Strom von Gedanken – die Buddhisten nennen das treffend „Monkey Mind“ – zu unterbrechen. Eine klassische Metapher für diesen Effekt ist ein mit Wasser und Sand gefülltes Glas. Solange man es umrührt oder schüttelt und alles in Bewegung ist, erscheint der Inhalt trübe und alles schwimmt wild durcheinander. Gelingt es aber über längere Zeit neue Impulse zu vermeiden, singt der Sand langsam zu Boden und das Wasser wird klar. Es ist dieser geordnete, ungetrübte Bewusstseinszustand, den man durch Meditation erreichen möchte. Wie in diesem TED-Talk von Matthieu Ricard sympathisch erklärt gibt es inzwischen viele wissenschaftliche Studien darüber, dass sich durch Meditation trainierte Gehirne von untrainierten Gehirnen unterscheiden.

Als Ausgangspunkt dient meistens die eigene Atmung, da man logischerweise weiter atmen muss und gleichzeitig die rhythmische Bewegung eine willkommene Ablenkung von den eigenen Gedanken ist. Jeder der es ausprobiert wird schnell feststellen, wie unglaublich schwer es fällt, nicht durch willkürliche Gedanken oder Sinneseindrücke abgelenkt zu werden. Meist stellt man erst mit einer Verzögerung fest, dass man wieder in Gedanken ist und die letzten Sekunden oder gar Minuten abgelenkt war. Mir hat der Hinweis sehr geholfen, dass dieses Verhalten normal und nicht schlimm ist. Es geht vielmehr darum nach dem Bemerken der Ablenkung, den Gedanken fallen zu lassen und unverdrossen zu seiner Atmung zurückzukehren. Es ist wie mit Übungen im Fitnessstudio. Jede Rückkehr zur Atmung stärkt die Technik und mit der Zeit wird die eigene Leistungsfähigkeit besser werden. Es geht um das Training und nicht um die fehlerfreie Umsetzung. Solche Akzeptanz ist ebenfalls ein wichtiges Grundprinzip der Meditation.

„If you don’t have 15 minutes per day to meditate… you need 4 hours“
(Sam Harris)

Ein bewährtes Rezept ist täglich 15-20 Minuten zu meditieren. Morgens eignet sich nach meiner Erfahrung besser als abends, da man ausgeruhter ist und nicht Gefahr läuft vor lauter Ruhe und Entspannung einzuschlafen. Zudem kann man die so die Vorteile eines geordneten Gemüts mit in den Tag nehmen. Ein idealer Einstieg sind Apps wie Headspace oder Calm, die das Konzept erklären und mit Sprachausgabe durch die Übungen führen. Langfristig kann man sich ein eigenes Ritual angewöhnen oder auf Wunsch geführte Meditationen als Audiodatei, z.B. von Tara Branch oder Sam Harris, laden. Transzendental Meditation (TM) ist eine Art Markenprodukt unter den Meditationstechniken und hat sich durch eine begeisterte Anhängerschaft stark verbreitet.1 Aber auch Walking Meditation, eine Art bewusstes Spazierengehen, funktioniert und selbst regelmäßige kurze Achtsamkeits- oder Atemübungen im Alltag können als Formen der Meditation eingesetzt werden.

Bildquelle: Ashes Sitoula via Unsplash 😉


  1. Es gibt einige Stars wie Oprah Winfrey, Jerry Seinfeld oder Rick Rubin, die TM offen als ihre präferierte Meditationsform anpreisen. Das System scheint zu funktionieren und auch in sich schlüssig und nicht negativ zu sein, allerdings beinhaltet es ein paar Aspekte, die sehr rationale Menschen (inklusive mir) eher abschreckt.