Via Negativa

In dem genialen Buch Antifragile leitet Nassim Taleb aus seinen Beobachtungen und Theorien viele praktische Grundregeln für den Alltag ab. Eine, die ich mir besonders eingeprägt habe, nennt er Via Negativa.

Via Negativa: The focus on what something is not. A recipe for what to avoid. Subtractive knowledge (you know what is wrong with more certainty than you know anything else).

Die Idee dahinter ist, dass man oftmals besser feststellen kann, was nicht zum Ziel führt oder zur Lösung beiträgt, als umgekehrt. Es ist die Grundeinstellung, Probleme nicht durch das Hinzufügen, sondern durch das Weglassen von Dingen zu lösen.

Aftershave ist für mich ein banales aber anschauliches Beispiel dafür geworden. Als Teenager habe ich gelernt, nach der Rasur Aftershave zu benutzen, um die Reizung der Haut zu beruhigen. Da ich in letzter Zeit probiere, unnötige Chemikalien auf der Haut zu vermeiden, habe ich eine Zeit lang das Aftershave weggelassen und tatsächlich keinen Unterschied bemerkt. Gleiches gilt für die Vibrationsfunktion meines modernen Nassrasierers, an die ich mich ebenfalls gewöhnt hatte, die aber dem Funktionstest ebenfalls nicht standhielt. Für mich war beides eine gute Erinnerung daran, meine Gewohnheiten und Techniken regelmäßig kritisch zu hinterfragen, und im Zweifel zeitweise wegzulassen.

In dem Buch betont Taleb immer wieder den Nutzen von althergebrachten Lösungen, die sich schon Jahrhunderte lang etabliert haben. Das kann bei der Auswahl der Streichkandidaten helfen. So halte ich es für keine gute Idee, Gemüse aus seinem Speiseplan zu streichen, Nahrungsergänzungsmittel oder Vitaminpräparate kann man meines Erachtens jedoch gerne auf den Prüfstand stellen.