Im Tim Ferriss Podcast empfiehlt Gabby Reece an einer Stelle die generelle Grundeinstellung „Go First!„. Du erkennst jemanden auf der Straße: sage „Hallo“ zuerst. Du hast Augenkontakt mit einem Fremden: lächle zuerst. Du siehst etwas, das nicht richtig ist: sprich es aus. Du siehst jemand, der traurig ist: sage ein paar tröstende Worte.
Go First – Mache den ersten Schritt!
Meine Mutter ist darin unglaublich gut. Ich erinnere mich an eine Situation bei einem Arzt. Wir saßen in einem vollen Wartezimmer und schräg gegenüber eine Frau, der Tränen über das Gesicht liefen, die sie sich regelmäßig wegwischte. Ich sah es, auch andere erkannten die Situation, und ich fühlte eine unangenehme Spannung. Ich glaube, vielen geht es gleich. Man möchte zwar etwas tun, aber man redet sich ein, man könne ja eh nichts ausrichten. In der Sekunde, in der meine Mutter realisiert, dass die Frau weint, sucht sie zügig ein Taschentuch aus Ihrer Tasche, geht zu der Frau, gibt ihr mit einem freundlichen, mitfühlenden Lächeln das Taschentuch in die Hand, setzt sich kurz neben sie und legt den Arm leicht um sie. Die Frau fängt an zu lächeln und ist sichtlich berührt.
Es hat mich in dem Moment wie eine Keule getroffen. Natürlich kann man etwas machen! Man kann vielleicht den Grund des Schmerzes nicht beseitigen, aber man kann trösten, vorsichtig Anteil nehmen, zeigen dass es einem nicht egal ist. Wir sind alle Menschen und es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man Teil einer anonymen, passiven Masse ist oder etwas tut. Ein Versuch reicht schon aus. Go First! Die Worte helfen mir, mich daran zu erinnern. Seitdem lächle ich leicht, wenn ich Menschen auf der Straße in die Augen blicke – tatsächlich lächeln viele, wenn nicht gar die meisten, zurück. Wenn ich auf der Straße Personen erkenne, z.B. weil ich sie auf dem Weg zur Arbeit regelmäßig treffe, beginne ich zu grüßen, lächle und nicke ihnen freundlich zu. Nach kurzer Zeit, fängt man an, sich regelmäßig zu grüßen. Ich probiere den ersten Schritt zu machen. Es sind kleine aber herzliche Gesten. Es macht einen Unterschied und es macht tatsächlich Freude.
Bildquelle: Nancy Byer via Magdeleine