Stoizismus

ROMAN ART

Als Lebensphilosophie gibt Stoizismus (oder auch Stoa) Antworten auf die Frage, wie man ein gutes Leben führen kann. Anders als die Verwendung des Wortes stoisch im Sprachgebrauch vermuten lässt, geht es dabei nicht um den Verzicht auf Emotionen, sondern um das Erreichen von innerer Ruhe und Gelassenheit; dem Mittelweg, weder Wohlstand und Freude zu verteufeln aber auch nicht darauf angewiesen zu sein. Das oberste Ziel dabei ist Tranquility – also Ruhe und Gelassenheit – im Alltag zu erreichen. Es wird als weit wichtiger angesehen als typische, oberflächliche Ziele wie Reichtum, Erfolg und Schönheit. Berühmte Vertreter des Stoizismus, wie Seneca oder Mark Aurel, gehörten zeitweise zu den wohlhabendsten und mächtigsten Bürgern der römischen Gesellschaft, praktizierten jedoch regelmäßig ein Leben in Bescheidenheit und Demut und feiten sich so davor, von materiellen Dingen abhängig zu sein.

Stoizismus zu praktizieren bedeutete konkret, Quellen von Störungen der Tranquility zu finden und zu vermeiden. Durch Achtsamkeit und den geschickten Umgang mit negativen Einflüssen kann man dadurch den Alltag mehr genießen und sich weniger sorgen oder ärgern. Dazu werden konkrete Techniken empfohlen, die auf nachvollziehbare Weise den Blick auf das Wesentliche richten. Zum Beispiel der strikte Fokus auf Dinge, die man selbst kontrollieren kann. So liegt es zum Beispiel im eigenen Einflussbereich, ob man bei einem Wettbewerb seinen bestmöglichen Einsatz zeigt – ob das ausreicht, dass man gewinnt, liegt jedoch außerhalb der eigenen Kontrolle, da es von der Form der anderen Teilnehmer abhängt. Auch Fatalismus gegenüber der Vergangenheit, also die Akzeptanz von Geschehnissen die man nicht mehr verändern kann, gehört zu den wichtigen stoischen Weisheiten.

Ein sehr guter erster Einblick in die Stoik wird in drei Artikeln (Teil 2 und Teil 3) gegeben, die vom Autor des Buches A Guide to the Good Life: The Ancient Art of Stoic Joy von William Irvine geschrieben wurden. Auch das Buch ist sehr lesenswert und hat mich von der Nützlichkeit und Relevanz der stoischen Lebensphilosophie überzeugt. Ein weiteres Standardwerk ist das Buch Selbstbetrachtungen von von Mark Aurel, ein Tagebuch das er in seiner Zeit als römischer Kaiser verfasst hat. Es steckt voller praktischer Weisheiten für den Umgang mit alltäglichen Problemen aus dem Blickwinkel eines praktizierende Stoikers.

Bildquelle: Jim Beckel, The Oklahoman