Choose Understanding Over Judgment

 

Versuche zu verstehen und nicht zu bewerten.

Diesen Satz habe ich in einem Artikel auf Brain Pickings (Punkt 8) gelesen und er fällt mir immer wieder ein.

Unless we are very, very careful, we doom each other by holding onto images of one another based on preconceptions that are in turn based on indifference to what is other than ourselves.

Es fällt schwer anderen Menschen reinen Herzens den Freiraum zu lassen, Dinge anders zu sehen oder anders zu handeln als man selbst es tun würde. Ich stolpere ständig darüber, wie ich meine eigene Meinung zeitweise als die einzig richtige ansehe, nur um dann manchmal durch neue Informationen oder Erfahrungen genau diese Meinung zu änderen. Auf ähnliche Weise erschließt sich mir manchmal das zunächst unerklärliche Verhalten eines anderen Menschen, nachdem ich mich näher mit den Umständen beschäftigt habe. Ich weiß also aus Erfahrung, dass ich nicht immer Recht habe. Und trotz alledem fällt es mir immer wieder schwer, anderen Meinungen und Verhaltensmustern mit aufrichtiger Offenheit und Verständnis entgegenzutreten.

Es kommt mir so vor, als ob früh von uns erwartet wird eine Meinung zu haben und darauf zu achten, ob diese auch richtig ist. In der Schule geht es ab frühster Kindheit um Richtig und Falsch, in den Nachrichten um Fakten und Informationen, im Fernsehen, Zeitschriften und im Internet werde die 10 besten- oder erfolgreichsten- oder schönsten Dinge gekührt. Es gibt wenig Raum für Ungewissheit. Eine Nebenwirkung unserer Wissensgesellschaft könnt sein, dass wir ständig auf der Suche nach der einen, richtigen Antwort sind. Toleranz ist zwar glücklicherweise ein vertrautes Konzept in Deutschlang aber Verständnis und Akzeptanz gehen noch etwas weiter.

Das Leben ist komplex. Je älter ich werde desto häufiger fällt mir auf, dass es viele Wege, viele Wahrheiten, viele richtige Antworten gibt, die sich teilweise sogar auf den ersten Blick gegenseitig ausschließen. Je stärker man von seiner eigenen Meinung überzeugt ist, desto schwerer fällt es den Blick dafür offen zu halten, dass auch andere Wege richtig sein können. Es scheint mir daher eine gute Angewohnheit zu sein, grundsätzlich zu versuchen zu verstehen und nicht zu bewerten. Und sei es, dass man im Gespräch bei Konfrontation mit einer anderen Meinung nicht bereits im Kopf die Gegenargumente vorbereitet, sondern aufrichtig zuhört und probiert, die Sicht des anderen zu verstehen. Vielleicht stößt man auf diese Weise sogar auf eine für alle Seiten noch bessere Wahrheit.