Konsumieren oder Produzieren

2016-06-06 konsumieren oder produzieren v01

Ein Gedanke, der mich unter anderem zu diesem Blog animiert hat, ist der Unterschied zwischen Konsumieren und Produzieren. Es gibt Aktivitäten, bei denen man selbst in erster Linie Empfänger ist. Man profitiert von den Leistungen von Anderen. Man hört zu, man liest, man folgt. Man ist nicht Regisseur, sondern der Zuschauer. Nicht Gastgeber, sondern Gast. Nicht Sprecher, sondern Zuhörer. Konsumieren ist eine wichtige und schöne Sache, essentiell zum Lernen; doch je älter ich werde, desto wichtiger finde ich die richtige Dosierung zu beachten.

Die Magie liegt auf der Seite des Produzierens, des Erschaffens, der Kreativität. Etwas Schreiben, etwas Malen, jemandem Helfen, etwas Reparieren, etwas Aufschreiben und Weitergeben, etwas Hinzufügen. Hier erschafft man etwas Neues, gestaltet mit, erzeugt Werte. Auch als Konsument übt man Einfluss aus, doch in geringerem Maße. Man ist in der Rolle des Wählers und nicht des Politikers.

Diese Unterscheidung wende ich in letzter Zeit auf verschiedensten Aspekte an. Mir einen Saft im Supermarkt zu kaufen, zähle ich zum Konsumieren, mir einen Smoothie zu mixen eher zu produzieren. Ein Buch lesen, konsumieren. Mir Notizen machen und sie für andere zugänglich machen, produzieren. Diese Einteilung ist nicht eindeutig, nicht schwarz-weiß, sondern eher eine Übung für mich, wie groß der Eigenanteil, die Selbstbestimmung, die Einflussnahme bei einer Tätigkeit ist.

Ich glaube, der Anteil zwischen konsumieren und produzieren hat auch etwas mit Alter und Lebensphasen zu tun. Als Kind konsumiert man fast ausschließlich. Lernen, entwickeln, ausprobieren baut auf Erfahrungen und Werken der Eltern und anderen Personen auf. Auch in der Schule und in der Ausbildung wird dieser Schwerpunkt oft beibehalten. Es ist meist erst als junger Erwachsener, dass man mehr und mehr Werte schafft, sich kritisch mit dem Erlernten auseinandersetzt, darauf aufbaut und weiterführt. Oft zunächst im Beruf ,aber mehr und mehr auch in anderen Lebensbereichen.

So denke ich mittlerweile oft darüber nach, ob eine Handlung von mir eher auf der Konsumseite oder der Produktionsseite anzusiedeln ist. Ich probiere möglichst oft, auf der Seite des Produzieren zu sein. Das geht auch im Kleinen: man kann ein Produkt kaufen, sich daran erfreuen (konsumieren) und seine Erfahrungswerte an den Hersteller und an andere Interessenten, z.B. per Amazon-Bewertung, schicken (produzieren). Man kann in einem Restaurant guten Service genießen (konsumieren) und danach seine Kellner gegenüber dem Restaurant-Besitzer loben (produzieren).

Bildquelle: Eddy Klaus via Unsplash